“Die Wissensfabrik gehört einfach zu uns”

19.02.2021

“Im Laufe der Jahre sind Freundschaften entstanden”, so beschreibt Frank Jung (links im Bild) von der Maudacher Werkstatt die Zusammenarbeit mit der Wissensfabrik. Als die Werkstatt für behinderte Menschen vor 22 Jahren ins Leben gerufen wurde, war Jung einer der gerade einmal sechs Mitarbeiter. Heute arbeiten mehr als 200 Menschen mit und ohne Behinderung in der Einrichtung der Diakonissen Speyer. Ein Großteil von ihnen ist bei der Konfektionierung der Projektkisten von KiTec, IT2School und Co. im Einsatz. Als Leiter der Fertigung hat Jung alles im Blick, was an Bestellungen eingeht und auch wieder raus. Eine Tätigkeit, verrät er uns im Interview, die den Mitarbeitenden der Werkstatt besonders am Herzen liegt.

Herr Jung, warum ist die Arbeit mit den Projektkisten so beliebt?

Die Aufgaben sind unglaublich vielseitig: zählen, zusammenstellen, wiegen, verpacken – es wird niemals eintönig. Für die Beschäftigten ist die Konfektionierung nicht einfach nur eine Tätigkeit. Sie macht ihnen viel Spaß und schult gleichzeitig ihre Fähigkeiten.

Wie genau meinen Sie das?

Wir haben hier in der Werkstatt den Anspruch, den Menschen nicht einfach nur eine Arbeit zu geben, sondern sie zu fördern. Da die Aufträge so vielseitig sind, können Beschäftige mit ganz unterschiedlichen Behinderungsbildern mitmachen. Zum Beispiel schult die Arbeit mit den Projektmaterialien ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Die Anzahl der einzelnen Teile muss genau stimmen, hier ist also exaktes Zählen gefragt. Am Kontrolltisch wird dann mit der Ampelwaage geprüft, ob die Mengen stimmen. Alle arbeiten Hand in Hand und tragen etwas bei.

Wie können wir uns das Zusammenstellen und Versenden der Kisten vorstellen?

Sobald eine neue Bestellung eingeht und die zuständigen Gruppenleiter fragen, wer mithelfen will, gehen immer alle Finger nach oben (lacht). Wir haben die Arbeit in mehrere Gruppen aufgeteilt. In der ersten Gruppe liegt der Schwerpunkt auf der Vorbereitung der  Materialien. Alles muss umgepackt, abgezählt, neu sortiert oder ausgepackt werden. Sehr viel Vorarbeit, für die sich aber alle genau die Zeit nehmen können, die sie brauchen. Die nächste Gruppe holt dann das versandbereite Material ab. Unser Anspruch lautet: Alle Bestellungen, die heute eingehen, gehen heute auch wieder raus.

Und wie genau kommen dann die Kisten zu den Schulen?

Heute sind die Prozesse ja automatisiert. Die Bestellungen erreichen uns über den Wissensfabrik-Shop, über den Schulen leere Kisten wieder auffüllen oder neue bestellen können. Kein Vergleich zu früher! Als wir im August 2010 die Kooperation mit der Wissensfabrik starteten, habe ich die Bestellungen alle einzeln per Fax oder Mail bekommen. Darauf waren Fotos des Materials, z.B. eines Holzrades, und eine Lehrkraft hatte handschriftlich ergänzt: “Hallo, dieses Teile brauchen wir bitte wieder.” Ich habe dann in der Schule angerufen und recherchiert: Wie viele Teile werden gebraucht? Welchen Durchmesser hat das Rad? Das war schon sehr amüsant. Als immer mehr KiTec-Bestellungen aufkamen, war das natürlich nicht mehr möglich. Mittlerweile bearbeiten wir rund 1.000 Bestellungen jährlich.

Kennen Sie denn die Projekte, die Sie an die Schulen verschicken, auch selbst?

Ich war schon bei den Fortbildungen für Lehrkräfte dabei und konnte die Projekte so wie die “Endanwender” kennenlernen. Außerdem bekomme ich viele Anrufe von Schulen und Bildungspartnern, die sich entweder mit Wünschen an mich wenden oder einfach mal Danke sagen wollen, dass wir die Kisten zu ihnen schicken. Unsere Arbeit trägt dazu bei, dass die Kinder mit KiTec basteln können oder durch IT2School Informationstechnologie kennenlernen. Uns erreichen Briefe und Postkarten aus den Schulen, mit Bildern von den Projektumsetzungen. Dann gehe ich mit der Post in den Arbeitsbereich und gebe es an die Gruppenleiter weiter. Darüber freuen wir uns natürlich besonders. Man kann sagen: Die Wissensfabrik gehört zu unserer Werkstatt einfach dazu.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Maudacher Werkstatt ist eine nach §225 SGB IX anerkannte Einrichtung zur Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung. An fünf Standorten in Ludwigshafen und Speyer finden mehr als 200 Menschen mit körperlicher, geistiger und/oder psychischer Behinderung das für sie passende Arbeitsangebot. Träger der Einrichtung ist die Diakonissen Speyer.