Female Speedmentoring: „Ihr seid auf dem richtigen Weg!“

11.03.2021

Gleich beginnt sie, die zweite „Female Edition“ des Speedmentoring-Formats der Wissensfabrik. Ich sitze gespannt vor meinem Bildschirm und warte darauf, dass die Teilnehmerinnen den virtuellen Raum betreten – denn wie im letzten Jahr findet das Event digital statt. Claudia Wilke, Projektmanagerin und Moderatorin der heutigen Veranstaltung, versichert mir: „Das wird den Enthusiasmus nicht beeinträchtigen.“

Im Laufe des Nachmittags werden die sechs Gründerinnen in Mentoring-Sessions à 40 Minuten den elf Mentorinnen zugeteilt. Dabei tauschen sich die jungen Unternehmerinnen mit den erfahrenen Expertinnen vorrangig über zwei Themenfelder aus: ihre Geschäftsmodelle und wie man sich in einer noch männerdominierten Branche ein Netzwerk aufbaut.

Allein unter Vielen: Ein Perspektivenwechsel

Um 15:30 Uhr betrete ich den virtuellen Raum. Meine Spannung steigt. Wie werden die Mentorinnen und Mentees auf mich reagieren? Ich bin neu im Team Öffentlichkeitsarbeit und begleite zum ersten Mal eine Veranstaltung wie diese. Das wissen die Teilnehmerinnen allerdings nicht. Offensichtlich ist, dass ich als Mann in einer Veranstaltung von und für Frauen zu Gast bin.

Inzwischen haben sich einige der Teilnehmerinnen eingefunden und werden in Kleingruppen in einen digitalen Nebenraum eingeladen. Virtuelles Abtasten in Zeiten von Corona: Kennenlerngespräch und Networking. Schnell entwickeln sich dynamische Gesprächsrunden. Eine Mentorin stellt mir eine organisatorische Frage, ich antworte und sie bedankt sich. Entweder lassen sich die Frauen ihre Verwunderung über meine Anwesenheit nicht anmerken oder sie verspüren keine. So oder so: Ich bin dankbar. Und ein wenig erleichtert.

Erst die Speed-Vorstellung, dann das Speedmentoring

Sich selbst möglichst kurz und präzise mithilfe von drei Hashtags beschreiben: vor dieser Herausforderung stehen die Teilnehmerinnen in der großen Vorstellungsrunde, kurz vor dem Start der Mentoring-Sessions. Während sich manche mit dem Hashtag #zukunftsorientiert beschreiben und von ihrem Streben nach Innovation und dem so genannten „female empowerment“ sprechen, nutzen andere die Gelegenheit, einen schönen Weltfrauentag zu wünschen. Toll finde ich, dass sich die Teilnehmerinnen auf diese Weise auch ohne räumliche Nähe kennenlernen und sich bereits vor den eigentlichen Mentoring-Gesprächen miteinander vernetzen.

Denn darum geht es heute in den Gesprächsrunden: Kontakte knüpfen und über konkrete Fragen und Herausforderungen sprechen, die Frauen in der Wirtschaftswelt wahrnehmen. “Das Female Speedmentoring ermöglicht auf Augenhöhe in einer sehr vertrauensvollen, offenen und ungezwungenen Atmosphäre in sehr kurzer Zeit vielseitige Anregungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln von Profis zu erhalten“, lobt Eva-Catrin Reinhardt, Gründerin der rds energies GmbH, den Austausch.

Digitales Netzwerken mit “großartigen Synergieeffekten”

Obwohl die Start-ups aus unterschiedlichen Branchen kommen und sich ihre Geschäftsmodelle teils stark voneinander unterscheiden, haben alle Teilnehmerinnen eins gemeinsam: sich ein starkes Netzwerk auf- oder weiter ausbauen zu wollen. “Das nützt jeder Unternehmer*in, unabhängig vom Unternehmensalter. Durch den Austausch untereinander entstehen großartige Synergieeffekte”, bringt es Reinhardt auf den Punkt. Gemeinsam zu langfristigem Erfolg: Da sich die Gründerinnen hauptsächlich auf den deutschen Markt fokussieren, profitieren sie davon, sich frühzeitig ein überregionales Netzwerk aufzubauen. Hier sind, besonders in Zeiten von Corona, Eigeninitiative und Anpassungsfähigkeit gefragt. Da auch auf absehbare Zeit keine Präsenzveranstaltungen wie Gründer*innen-Messen in Aussicht stehen, empfehlen die Mentorinnen, Möglichkeiten des digitalen Netzwerkens zu nutzen.

„Ihr seid auf dem richtigen Weg“

Als sich die Teilnehmerinnen wieder zusammenfinden, sind sie sichtlich begeistert. Der Austausch „hätte gerne noch eine Stunde so weitergehen können“, freut sich Regina Hessenmüller-Lampke von der CMCC GmbH i. G. Auch wenn bei digitalen Formaten die persönliche Interaktion fehle, sehen die Teilnehmerinnen kaum einen Nachteil. Viele sehen vielmehr einen Vorteil gegenüber Präsenzveranstaltungen in der Möglichkeit, ohne logistischen Aufwand nicht nur regionale, sondern auch überregionale Kontakte knüpfen zu können.

Mein Eindruck ist, die Gründerinnen konnten sich offen und authentisch präsentieren, haben wertvolle Tipps erhalten und fühlen sich bestärkt. Die Mentorinnen loben die Runde und sprechen von einer hohen Qualität der Fragen und Diskussionen. „Ihr seid auf dem richtigen Weg!“, hält Angela Lechner von der Daimler AG fest – eine Einschätzung, der sich ihre Mentoren-Kolleginnen gerne anschließen.