Wissensfabrik fordert Politik zur raschen Einführung des Digitalpakts auf

14.12.2018
  • Lenkungskreisvorsitzender Michael Heinz: „Deutsche Schulen hängen bei der Digitalen Bildung hoffnungslos zurück.“
  • Vorstandsvorsitzende Lilian Knobel: „Der Digitalpakt muss kommen, je schneller desto besser!“

Ludwigshafen, 14. Dezember 2018 – Die bundesweite Wirtschaftsinitiative Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e.V. reagiert mit Unverständnis auf die heutige Entscheidung im Bundesrat gegen die Einführung des Digitalpakts. „So kann es nicht weitergehen! Wir reden jetzt schon seit zwei Jahren über den Digitalpakt, und bis heute hat sich nichts getan”, ärgert sich Michael Heinz, Lenkungskreisvorsitzender der Wissensfabrik und BASF-Vorstandsmitglied. „Es wird von der Politik einfach zu wenig gemacht, die Schulen werden hier allein gelassen.“

Laut der IW-Studie „MINT-Herbstreport 2018“ fehlen in Deutschland aktuell rund 340.000 Fachkräfte mit einer Basis in naturwissenschaftlich-technischer Bildung. „Gerade mit Hinblick auf die Digitalisierung macht uns das Sorgen. Bei der Digitalen Bildung hängen deutsche Schulen hoffnungslos zurück“, so Heinz weiter. Länder wie Kanada, Singapur oder Estland machten es vor.  „Wenn wir bei Digitalisierung und MINT nicht Gas geben, dann geht es im internationalen Wettbewerb nicht mehr um die Frage, wer am Ball ist, dann sind wir raus aus dem Turnier.“

Die 140 Unternehmen und Stiftungen, die sich in der bundesweiten Initiative für MINT-Bildung (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und Unternehmertum engagieren, sind sich einig: Die Digitalisierung verändert unser Zusammenleben. Sie formt unser Wissen und bringt uns miteinander in Kontakt. „Wir müssen unsere Kinder und Jugendliche digital souverän machen, damit sie die Hintergründe der Informationstechnologie verstehen. Denn die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien wird in unserem Lebens- und Arbeitsalltag immer wichtiger“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Wissensfabrik, Lilian Knobel. „Die Vermittlung von IT-Kompetenzen ist also für uns alle von Bedeutung. Deshalb ist es Aufgabe der Schulen, Kinder und Jugendlichen dabei zu helfen, die digitale Welt zu verstehen. Der Digitalpakt muss kommen, je schneller desto besser!“

Es gehe bei der Diskussion um den Digitalpakt aber um viel mehr als um Geld und die Bereitstellung einer IT-Infrastruktur. Die Wissensfabrik fordert vielmehr ein Umdenken in der Bildung und die Einführung eines ganzheitlichen Konzepts, weg vom klassischen Unterrichten, hin zu einem fächerübergreifenden Ansatz. Das Umdenken fange bereits in der Lehrerausbildung an. „Wir müssen Bildung gesamtheitlich denken. Lehrer brauchen mehr Freiräume, um Neues auszuprobieren, und wir müssen sie auch befähigen, mit den Geräten umzugehen und die technologischen Hintergründe zu verstehen“, sagte Heinz in einem Gespräch mit der FAZ. Neben Investitionen in digitale Infrastruktur sollte auch die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften integraler Bestandteil des Digitalpaktes sein.

Aktuell melden die Schulen ganz dringend Bedarf an digitaler Bildung, so Heinz: „Ich bin wirklich sehr froh, dass wir mit IT2School seit 2016 ein passendes Projekt für Grund- und weiterführende Schulen anbieten, mit dem die Jugendlichen auf digitalem und analogem Weg verstehen können, wie IT funktioniert. Das ist deren Zukunft! Die müssen wissen, wie die Gesellschaft funktioniert, für die sie einmal verantwortlich sein werden!“

Dabei gehe es gar nicht darum, in der Schule künftige Programmierer auszubilden. Es gehe vielmehr um neue Anforderungen an die Allgemeinbildung. „Wir alle haben ausreichend Ahnung von Mathematik, Literatur, Geschichte und Chemie und kommen damit gut durchs Leben. Eine solche Grundbildung brauchen unsere Kinder nun auch zu digitalen Themen“, fordert die Vorstandsvorsitzende der Wissensfabrik, Lilian Knobel.