Wir machen uns stark für MINT – und zwar klischeefrei
„Wir brauchen kluge Köpfe, die sich den aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft annehmen. Die Corona-Pandemie, der weltweite Klimawandel, aber auch die zunehmende Digitalisierung zeigen, wie wichtig MINT ist“, betont Markus Riefling, Verantwortlicher für Bildungsprojekte bei der Wissensfabrik, in einem der Workshops der MINTvernetzt Aktionswoche. Aus diesem Grund sei es besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche mit alltagsnahen Beispielen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik erkunden können.
Aktuell ist MINT jedoch Männersache: Der Anteil an Frauen in MINT-Ausbildungsberufen und Studiengängen liegt bei etwa 30 Prozent. „Obwohl Mädchen im Vergleich zu Jungen die gleichen MINT-Kompetenzen aufweisen, schätzen sie ihre Kompetenzen oft als weniger stark ein. Sie gehen häufig davon aus, dass sie MINT nicht so gut können“, hebt Markus Riefling hervor.
Das mache deutlich, wie wichtig es ist, Mädchen und Frauen für MINT zu begeistern und ihnen zu zeigen, dass sie die gleichen Kompetenzen wie Jungen haben.
Doch wie können wir mehr Mädchen und Frauen für MINT begeistern?
Silvia Casado Schneider, Lehrerin an der Realschule plus Mainz-Lichtenberg und Leiterin des Medienzentrums der Stadt Mainz, merkt dazu im Workshop an: „Die MINT-Begeisterung wird bei Mädchen und Jungen in frühen Jahren gelegt. Daher müssen MINT-Bildungsangebote im frühen Kindesalter ansetzen, um ein erstes Kennenlernen von MINT zu ermöglichen und das Interesse bei den Kindern zu wecken.“
Dass es wichtig ist, Mädchen und Frauen für MINT zu begeistern und sie aktiv zu fördern, stellte schon 2018 der damalige Lenkungskreisvorsitzende der Wissensfabrik, Michael Heinz, BASF, fest: „Der Girls‘ Day ist wichtig – aber er kommt zu spät.“ Sein Argument: „Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder ihre Neugierde und Begeisterung bis ins Erwachsenenalter bewahren. Das gilt für Mädchen und Jungen gleichermaßen, und zwar schon ab der Kita.“
Um Mädchen für MINT zu begeistern, reiche jedoch ein früher Ansatz im Kindesalter alleine nicht aus. „Wir müssen kontextorientiert Wissen vermitteln“, meint Markus Riefling. So müsse beispielsweise der Sinn eines Projektes deutlich gemacht werden, um Mädchen für die Umsetzung zu begeistern.
Klischees auflösen – Auch hier muss frühzeitig gehandelt werden
Das frühe Ansetzen der MINT-Bildung bietet jedoch nicht nur die Chance, Kinder für MINT zu begeistern, sondern zudem die Möglichkeit, verbreitete Geschlechter- und Rollenklischees aufzulösen. Denn bereits in dieser Lebensphase werden Jungen und Mädchen mit Klischees konfrontiert und von ihnen beeinflusst – obwohl das Geschlecht nichts mit der Begeisterung für bestimmte Themen, den eigenen Interessen oder der Berufswahl zu tun haben sollte.
Genau das ist auch das Ziel der Initiative Klischeefrei, der sich die Wissensfabrik im Juni 2020 angeschlossen hat: Mädchen und Jungen sollen unabhängig von Geschlechtern und Rollenklischees, anhand ihrer Begeisterung und Neigung gefördert werden und so die Chance erhalten, ihre Interessen und Fähigkeiten für bestimmte Themen zu entdecken und auszubauen. Jugendliche orientieren sich zumeist an den in ihrem Umfeld vorgegeben und vorgelebten Geschlechterklischees.
Christoph Kröger, Berater und Projektkoordinator der Initiative Klischeefrei, betont im Workshop: „Das Umfeld von Kindern und Jugendlichen und vor allem die Lehrenden der Bildungsinstitutionen sind ein wichtiger Bestandteil, um eine klischeefreie und gendersensible Berufs- und Studienwahl zu ermöglichen.“
Lilian Knobel, Vorstandsvorsitzende der Wissenfabrik, sagt dazu: „Wir möchten Kindern und Jugendlichen unabhängig von Geschlechtern und Rollenklischees neue Berufs- und Studienfelder aufzeigen, dabei die Vielfalt der MINT-Berufe widerspiegeln und sie für MINT begeistern. Deshalb setzen wir mit unseren Bildungsprojekten im frühen Kindesalter an und führen die Kinder unabhängig vom Geschlecht an MINT-Themen heran. Grund- und weiterführende Schulen bieten den optimalen Ort, um unsere Projekte umzusetzen und Mädchen und Jungen in mono-edukativer oder auch in heterogener Umgebung an MINT heranzuführen.“
Die Initiative Klischeefrei und die Wissensfabrik verfolgen diese Ziele nun gemeinsam. Denn sie sind sich einig: „Heute können alle alles werden. Ganz klischeefrei.“
Hintergrund des Workshops
Der Workshop der Wissensfabrik mit Markus Riefling und Silvia Casado Schneider „Wie klischeefreie, gendersensible MINT-Bildung in Grund- und weiterführender Schule gelingt“ war Teil einer Aktionswoche von MINTvernetzt e.V. Die Veranstalter hatten die MINT-Community zum Austausch, zur Entwicklung neuer Ideen und zum Lernen von- und miteinander eingeladen.