MINT-Frühjahrsreport 2021

27.05.2021

MINTLücke steigt wieder auf 145.100. Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie erhöhen künftigen Bedarf Pandemie verringert das Angebot.

Berlin, 27. Mai 2021. Der mit der CoronaKrise verbundene konjunkturelle Einbruch ist im MINTBereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) überwunden. Die MINTLücke steigt nach Tiefständen im Herbst mit 109.000 wieder an und beträgt im April 145.100. Strukturelle Effekte durch Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie werden den Bedarf in den kommenden Jahren stark erhöhen, während durch die Pandemie ein Rückgang des MINTNachwuchses zu befürchten ist. Dies sind die zentralen Befunde des MINTFrühjahrsreportes 2021.

Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Kompetenzfeld Bildung, Zuwanderung und Innovation am Institut der deutschen Wirtschaft Köln: „Ein Großteil der Unternehmen erwartet durch die Digitalisierung und für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte in den kommenden Jahren einen steigenden Bedarf an ITExperten und sonstigen MINTKräften. Dazu steigt der jährliche demografiebedingte Ersatzbedarf bei MINTAkademikern in den kommenden zehn Jahren um gut 26.000 an. Der MINTNachwuchs hingegen droht ohne Gegenmaßnahmen durch die negativen Effekte der pandemiebedingten Schulschließungen auf die MINTKompetenzen der Schülerinnen und Schüler und die Berufsund Studienorientierung und durch sinkende Studierendenzahlen aus dem Ausland deutlich zu sinken.“

Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall: Die Metallund ElektroIndustrie beschäftigt rund 37 Prozent aller MINTFachkräfte in Deutschlandund ist zur Sicherung ihrer Innovationsfähigkeit auf den MINTNachwuchs dringend angewiesen. Deshalb macht uns die wachsende demografische Lücke gerade bei den beruflich qualifizierten MINTFacharbeitern Sorgen, die in den nächsten Jahren verstärkt aus dem Berufsleben ausscheiden. Hier ist die Duale Berufsausbildung in den MINTBerufen ein entscheidender Schlüssel. Wir erwarten, dass die MINTAusbildungszahlen nach einem Coronabedingten Rückgang im Jahr 2020 in den kommenden Jahren wieder spürbar steigen werden.

Thomas Sattelberger MdB, Vorstandsvorsitzender der Initiative „MINT Zukunft schaffen“: „Gute MINTKompetenz von Schülerinnen und Schülern ist Schlüssel für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Gerade die allemal schon verbesserungsbedürftige MINTBildung hat durch Lockdown und mangelhafte Digitalisierung der Schulen besonders gelitten. Jetzt gilt es alles daran zu setzen, dass die bundesweit geplanten Nachhilfeund Stützmaßnahmen tatsächlich auch systematisch und möglichst individuell in die Umsetzung kommen und die allemal knappen Mittel nicht schleppend, sondern zügig fließen. Gleichzeitig gilt es den Digitalpakt Schule endlich so umzusetzen, dass wir nicht nur für Notsituationen gerüstet sind, sondern die Chancen der Digitalisierung gerade für die MINTBildung voll ausschöpfen können. Andernfalls droht bis zu einem Drittel der Schüler abgehängt zu werden.“

Edith Wolf, CoSprecherin des Nationalen MINTForum: „Bereits jetzt ist abzusehen, dass wir beider Lösung aller großer Zukunftsfragen wie z. B. der Gestaltung der Klimawende, der Digitalisierung, der Bewältigung der Pandemie in eine schwierige Situation geraten. Daher muss die Förderung der MINTBildung jetzt eine deutlich höhere Priorität bekommen. In unserem MINT Aktionsprogramm 2.0 machen wir dazu konkrete Vorschläge: Die Politik muss die enge Verbindung zwischen MINTBerufen und Aufstiegspotentialen erkennen und besser herausstellen. Sie muss die Schulen mit neuen Personalkategorien und attraktiven Arbeitsbedingungen für MINTLehrkräftestärken. Besonders wichtig ist zukünftig, dass politische Verantwortung für Bildung nicht länger verschoben, sondern hier kooperativ gedacht wird: zwischen Bund, Ländern und Kommunen, sowie ressortübergreifend auf Bundesebene.“

Die gesamte Studie, sowie weitere Informationen finden Sie zum Download hier.

Der MINTReport wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, des Bundesverbandesder Deutschen Industrie und der Initiative „MINT Zukunft schaffen“. Gesamtmetall, BDA und MINT Zukunft schaffensind Mitglieder im Nationalen MINT Forum.