Impulse und Netzwerk für Alumni

07.12.2018

Wissenstransfer für Ehemalige schaffen – das ist das Ziel des Weiterbildungsangebotes für junge Gründer. Nach einem Alumni-Abend im vergangenen Jahr lud das Team Unternehmertum der Wissensfabrik um Leiter Dirk Appelt nun vor allem WECONOMY-Alumni zu einem zweitägigen Workshop nach Mannheim ein. Dort gab es für Gründer und Mitarbeiter der Start-ups aus dem Netzwerk der Wissensfabrik Informationen und Coachings zu den Themenkomplexen B2B Sales, Entrepreneurial Leadership, Recruiting, Vom Existenzgründer zum Unternehmer und Brand Positioning.

Das Tempo ist hoch in der Gründerszene. Keine Frage. „Ihr seid sehr hands on! Ihr atmet sehr schnell“, so formulierten die Coaches beim Zwischenfazit ihren stärksten Eindruck bei der Arbeit mit den jungen Gründern, allesamt Alumni der Wissensfabrik-Formate im Bereich Unternehmertum. Ein Coach hingegen atme langsam.

Die Herausforderung bei der zweitägigen Veranstaltung im Technologiezentrum Mafinex war also, die Tempi der Protagonisten anzugleichen. Der Vorteil bei solch einem Workshop sei, so lehre es die Erfahrung, dass sich jeder Ideen mitnehmen und diese gewissermaßen an sein eigenes System anflanschen könne. Und wenngleich niemand zum Stillstand kommen soll, so könne es schon helfen, an manchen Stellen langsamer zu gehen oder sich einmal einem anderen Rhythmus zu unterwerfen.

Matthias Fübbeker, Jutta Schultejans und Jörg Szepanski, allesamt erfahrene Coaches aus dem Unternehmer Coaching Netzwerk (UCN), leiteten die Workshops zusammen mit Peter Gräser und Thomas Lindner von Innowerft, dem Technologie- und Gründerzentrum der Walldorf-Stiftung, und Julia Reis von der Beratungsagentur i-potentials. Colin Fernando (Brand Trust), Wilfried Moedinger (Moedinger – Zukunft führen), Miriam Eichler (Zeiss) und Martha Kift (Marken von Morgen) komplettierten das Team der Referenten.

Martha Kift berät Start-ups, um mit ihnen gemeinsam die Marke aufzubauen. „Die meisten Unternehmer denken nicht weiter als an ihr Produkt.“ Doch ein gutes Produkt sei kein Selbstläufer. „Es ist notwendig, reicht aber mittelfristig nicht, um sich zu differenzieren. Denn Produkte sind austauschbar.“ Im Workshop mit Kift und Colin Fernando erhielten die Gründer von den Profis verschiedene Impulse, um in den Kern ihres Angebots vorzudringen und diesen exakt und aussagekräftig formulieren. „Kannst du etwas auf einen Punkt bringen? Wenn ja, dann entsteht Energie“, so die Botschaft der Profis. Und das, so ein schneller Lerneffekt, ist gar nicht einfach. Auch wenn man sich noch gut daran erinnern kann, dass genau dieses Phänomen in der Sendung mit der Maus sehr gut funktioniert. Doch warum ist das dann so schwer, wenn es um das eigene Produkt geht?

Die Haltung entscheidet

Eine Win-win-Situation herstellen – das ist das Ziel im Vertrieb. Auch hier liegt die oft schmerzhafte  Erkenntnis nahe, dass das eigene Produkt, und sei es noch so gut, kein Selbstläufer ist. Thomas Lindner und Jörg Szepanski plädierten in ihrem Workshop für eine wertschätzende Haltung dem Gesprächspartner gegenüber. Zentral sei, alle Fragen zu klären, die für den potenziellen Kunden von Bedeutung für die Entscheidung sind. Ein guter Vertriebler brauche dabei nicht die allumfassende Detailkenntnis des Produktes – seine Stärken sollten im zwischenmenschlichen Bereich liegen. Für die Gründer gab es zwei Aufgaben: eine Agenda für den ersten Termin eines Verkaufsgespräches  und eine Liste wichtiger Fragen zu erstellen. Solchermaßen vorbereitet und mit der richtigen Haltung ausgestattet, sei das Ziel in greifbarer Nähe und nicht geringer als „die Bühne zu rocken“.

Das schaffen im besten Falle auch die Gründer selbst in ihren Start-ups. Immerhin werden sie mit der Gründung direkt zur Führungspersönlichkeit – ganz anders als bei einer mitunter über Jahre dauernden hierarchischen Karriere in einem großen Unternehmen. Sich selbst in dieser Rolle zurechtzufinden, zusätzlich zu der Arbeit am Produkt und dem Aufbau des Start-ups, ist eine Herausforderung, bei der Reflexion und Austausch einiges bewirken können. Angeleitet von Jutta Schultejans und Peter Gräser hatten sie bei dem Workshop viel Zeit, um sich mit anderen Gründern über ihre individuellen Leadership-Themen auszutauschen und Feedback auf Augenhöhe zu bekommen.

Bewerber wertschätzend zu betrachten, ist eine der Botschaften aus dem Workshop zum Recruiting: „Es braucht ein Bewusstsein, dass man unterschiedlich sein kann.“ Und dass nicht alle Konstellationen passen. Oder dass, wie einer der Gründer erzählte, Bewerber absagten oder Mitarbeiter gar kündigten – eine neue Erfahrung sei das gewesen, eine, mit der man umzugehen lernen müsse. Als Arbeitgeber müsse man sich verkaufen, erkannte ein Teilnehmer das To Do für sein Unternehmen. „Wir sind da bisher zu hemdsärmelig rangegangen!“ Wertvolle Impulse erhielten sie nach eigenem Bekunden allesamt vom Moderatorenteam Matthias Fübbeker und Julia Reis. Und schrieben sich selbst – Stichwort „hands on“ – einiges auf den Aufgabenzettel: Persona erstellen, Stellenanzeigen anpassen oder einen Leitfaden für die Gesprächsführung erarbeiten.

Alumni der ersten Stunde

Dirk Appelt, Leiter Unternehmertum der Wissensfabrik, und Katharina Stein, Projektverantwortliche für WECONOMY, wollen die Gründer auch nach ihrem WECONOMY-Jahr nicht aus den Augen verlieren. Ziel ist es, das Netzwerk der Alumni zu stärken und ihnen so getreu dem Motto der Initiative aus guten Gründern erfolgreiche Unternehmer machen. Dass das gelingen kann, dafür steht Dr. Ingmar Hoerr, der 2007, im ersten WECONOMY-Jahr, mit seinem Start-up CureVac zu den Gewinner zählte. Heute ist er Ehrensenator an der Universität Tübingen, Berater der Europäischen Kommission, Jury-Mitglied bei WECONOMY – und ein Unicorn.

Doch vor allem ist auch er ein Alumni. 2007 zählte er zu den Siegern des ersten WECONOMY-Jahrgangs. Für ihn also Ehrensache, dass er nach Mannheim kam und von den Höhen und Tiefen auf dem Weg vom Start-up zum Unicorn aus seiner Sicht berichtete. Seine Botschaft: Der lange Weg geht nicht nur in eine Richtung. Und es tut gut, auf sich selbst zu achten – und bei allem, was getan werden muss, auch mal innezuhalten und die Geschwindigkeit zu reduzieren. Denn so könne man weiterdenken und auch andere Optionen durchspielen. Auch, wenn das Tempo hoch bleibe.