Drei Fragen an … Karin Prien

15.09.2022

Das Bildungsministerium Schleswig-Holstein unter Ministerin Karin Prien, das Institut für Qualitätssicherung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) und die Wissensfabrik fördern gemeinsam Digitale Bildung und etablieren mit weiteren Partnern den MINT-Hub Schleswig-Holstein. Somit können alle weiterführenden Schulen im Land das Wissensfabrik-Projekt IT2School – Gemeinsam IT entdecken umsetzen. Mit Karin Prien haben wir über aktuelle Herausforderungen in Schleswig-Holstein und ihren persönlichen Bildungsweg gesprochen.

Frau Ministerin, wenn Sie Jugendlichen und jungen Erwachsenen begegnen, die gerade die Schule abgeschlossen haben – woran erkennen Sie, dass Sie und die Menschen, die sich im Land für Bildung einsetzen, ob im Ministerium, im IQSH oder an den Schulen, gute Arbeit geleistet haben?

Zunächst einmal erkenne ich es daran, was und wie junge Menschen von ihrer Schulzeit erzählen. Da stelle ich sehr oft fest, dass sie zum Beispiel stolz sind auf ihren Abschluss und mit Zuversicht in ihre Zukunft sehen. Unser Schulsystem ist sehr durchlässig. Schülerinnen und Schüler können in Schleswig-Holstein je nach Entwicklungsstand, Leistungsvermögen und Neigung aus verschiedenen Wegen ihren persönlichen Weg zum erfolgreichen Schulabschluss wählen. Ich höre häufig von guten Erinnerungen an ihre Schule und dass Lehrkräfte für viele Kinder und Jugendliche viel mehr sind als Wissensvermittler – sie sind oft wichtige Bezugspersonen, die helfen und anspornen.

Ich bin froh, dass wir als Landesregierung einiges dazu beitragen konnten, unsere Schulen und unsere Bildungsangebote noch weiter zu verbessern und dass wir da auch wichtige Impulse gegeben haben. Zum Beispiel was die Digitalisierung der Schulen angeht. Da sind wir – nicht zuletzt auch durch die Pandemie verstärkt – entscheidende Schritte vorangekommen. Auch in der MINT-Förderung haben wir viel bewegt und unser PerspektivSchul-Programm, mit dem wir gezielt Schulen in besonderen Lagen unterstützen, ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Menschen in Schleswig-Holstein?

Es sind besondere Zeiten für unsere Gesellschaft insgesamt und für die Schulen im Besonderen. Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und auch die Eltern haben mehr als zwei Jahre Pandemie hinter sich mit den daraus resultierenden Folgen. Da stehen wir gemeinsam vor der Herausforderung, dass entstandene Lernlücken erkannt und behoben werden und dass psychische Folgen abgemildert werden. Hinzu kommt ein immer größer werdender Fachkräfte-Mangel, der in den Schulen zu spüren sein wird, der zugleich aber auch besondere Anforderungen an unser Bildungssystem stellt. Die Schulen müssen außerdem mit den Folgen des Krieges in der Ukraine umgehen – mit zusätzlichen Kindern aus den Kriegsgebieten, die hier in den Schulalltag integriert werden sollen und die deutsche Sprache lernen müssen.

Und über alledem stehen die Herausforderungen einer drohenden Energiekrise und des Klimawandels. Da ist es gut, wenn die Schulen nicht allein vor diesen Aufgaben stehen und starke Kooperationspartner aus Wirtschaft und Gesellschaft zur Seite haben, wie sie in der Wissensfabrik versammelt sind.

Gemeinsam können und werden wir, trotz aller Krisen, die jetzt und in Zukunft noch zu bewältigen sein werden, gute Schule und gute Bildung in Schleswig-Holstein ermöglichen. Eine qualitativ gute Bildung, an der alle teilhaben können, ist die Voraussetzung dafür, dass unsere Kinder die Herausforderungen der Zukunft meistern können.

Wenn Sie auf Ihre eigene Bildungskarriere zurückblicken: Welche Erfahrung hat Sie geprägt – und wie wirkte sich diese auf Ihren Lebensweg aus?

Ich hatte das Glück, in meiner Bildungslaufbahn immer wieder auf einzelne Persönlichkeiten – Lehrer, Professoren oder Ausbilder im Referendariat – zu treffen, die mich entscheidend motiviert und gefördert haben. Prägende Erfahrungen habe ich aber auch im Schultheater gemacht – und bei meinem Engagement als Schülersprecherin und in der Landesschülervertretung habe ich erste Erfahrungen mit demokratischer Teilhabe gesammelt. Während des Studiums war dann besonders wichtig der interdisziplinäre Diskurs im damals politisch geprägten Bonn und die Begegnung mit Studierenden aus aller Welt während meines Auslandsjahres an der Universität Amsterdam L.L.M.

Karin Prien ist seit 2017 Ministerin für Bildung in Schleswig-Holstein. Im Jahr 2022 ist sie zudem Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK).